Ortsvorsteherin - Liesa Repetzki
Der Ortsteil Lübbersdorf von Galenbeck schließt östlich an die Stadt Friedland (Mecklenburg) an. Es ist ein landwirtschaftlich geprägter Ort, der 1290 erstmals urkundlich erwähnt worden ist[1]. Tatsächlich dürfte die ursprüngliche Besiedelung jedoch viel weiter zurückliegen.
Spätestens zu Beginn des 14. Jahrhunderts war das Geschlecht derer von Lübbersdorf in Lübbersdorf burggesessen. Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) verarmte die Familie von Lübbersdorf und musste ihre Güter verkaufen[2]. Eine Hälte des landtagsfähigen Gutes Lübbersdorf kaufte 1694 Henning v. Oertzen auf Helpte (1624-1705)[3]. Die andere Hälfte wurde von Adolf Friedrich II., Herzog zu Mecklenburg (1658-1708, ab 1701 Regent des Landesteils Mecklenburg-Strelitz) als verfallenes Lehen eingezogen und 1701 Viktor Siegesmund v. Oertzen auf Kotelow (1652-1717) wegen seiner „ersprießlichen Verdienste“ geschenkt[4]. Die Belehnung Viktor Siegismunds durch den Herzog erfolgte wohl nicht ganz ohne Gegenleistung, Viktor Siegismund versprach dem Herzog im Gegenzug das an ihn verpfändete herzogliche Amt Fürstenberg an den Herzog rückabzutreten, sobald dieser es auslösen könne[5]. Diese Vereinbarung ist nur dadurch zu erklären, dass das Pfand verfallen war, weil der Herzog es nicht hat zur vereinbarten Zeit ablösen können und nun die Verpfändung des herzoglichen Amtes Fürstenberg gegen Belehnung mit dem Gut Lübbersdorf prolongiert wurde. Henning v.O hatte sich ebenfalls um die Belehnung bemüht, ging aber leer aus. 1702 übertrug Henning v.O. seinen Anteil am Gut Kotelow und zwei Höfe in Klockow an Viktor Siegesmund v.O. und erhielt im Gegenzug dessen Hälfte am Gut Lübbersdorf sowie 2000 Taler[6]. Der Enkel Hennings, Georg Ludwig v.O. (1716-1786), verkaufte das Gut Lübbersdorf 1765 für 60.000 Taler an den Sohn Viktor Siegesmunds, Arnd-Heinrich v.O. (1693-1773)[7]. Auf den Fundamenten der alten Wasserburg derer von Lübbersdorf wurde von Wilhelm Friedrich Werner v. Oertzen (1774-1832) im Jahre 1800 das heutige Gutshaus errichtet[8]. Unter der Ägide seines Sohnes Karl Ernst Heinrich Wilhelm v.O (1803-1889) wurden die noch heute erhaltenen großen Wirtschaftsgebäude des Gutes sowie die ebenfalls bis heute erhaltene Gutsschmiede auf der Rückseite des Dorffriedhofes errichtet. 1894 wurde gegenüber der südöstlichen Gutsmauer ein Gutsinspektorenhaus erbaut, welches zwischen 1920 und 1928 dem Gutsherren Wilhelm v. Oertzen (1862-1928) als Wohnhaus diente[9]. Bis 1927 blieb das Gut, welches zuletzt eine Größe von 1.480 ha hatte[10], im Besitz derer von Oertzen. In diesem Jahr musste das Gut überschuldet an die Pommersche Landgesellschaft mbH verkauft werden, die es aufsiedelte[11]. Das Gutshaus wurde zu einem Altersheim des DRK, was es bis heute ist[12]. Das Gutsinspektorenhaus wurde 1930 aus der Insolvenzmasse des Gutes durch Elisabeth v. Oertzen für 15.515,63 Goldmark herausgekauft. Elisabeth v.O. blieb im Gutsinspektorenhaus bis 1971 wohnen und betrieb eine kleine Landwirtschaft. Nach der Gründung der DDR gingen die Lübbersdorfer Landwirtschaftsflächen neben anderen in der LPG Kotelow auf. Die LPG (zuletzt Agrar-Industrie-Vereinigung Pflanzenproduktion Friedland) stand von 1963 bis 1989 unter der Leitung von Margarete Müller (geb. 1931). Diese war als Mitglied des ZK der SED und Kandidatin des Politbüros sowie Mitglied der Volkskammer der DDR (jeweils von 1963 bis 1989) und als Mitglied des Staatsrates der DDR (von 1971 bis 1989) eine der wenigen Frauen auf der obersten Führungsebene der DDR. Nach der Wende übernahm im Wesentlichen die 1992 gegründete Agrar GmbH & Co. KG Sandhagen die Landwirtschaftsflächen des früheren Gutes Lübbersdorf zur Bewirtschaftung. Das Gutsinspektorenhaus wurde 1994 nach zwischenzeitlicher Enteignung zu DDR-Zeiten an den letzten in Lübbersdorf geborenen v. Oertzen (Wilhelm Thedwig v.O., 1921-2011) restituiert.
[1] Vgl. Oertzen-Blätter, 1/1970, S. 12.
[2] Vgl. ebenda.
[3] Vgl. ebenda.
[4] Vgl. ebenda.
[5] Vgl. Oertzen-Blätter, 55/1997, S. 80.
[6] Vgl. Oertzen-Blätter, 2/1971, S. 6
[7] Vgl. Oertzen-Blätter, 1/1970, S. 12.
[8] Vgl. ebenda, S. 13.
[9] Vgl. zur Geschichte dieses Hauses www.gutsinspektorenhaus.de/geschichte.
[10] Vgl. Oertzen-Blätter, Sonderheft zum 100. Familientag 1991, S. 5.
[11] Vgl. Oertzen-Blätter, 1/1970, S. 12.
[12] Vgl. Oertzen-Blätter, 1/1970, S. 13.
[13] Vgl. www.st.marien-friedland.de/kirchen/luebbersdorf
[14] Vgl. Lisch, Der Altar der Kirche zu Lübbersdorf (bei Friedland), in: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 33 (1868), S. 169 (170).
[15] Vgl. www.st.marien-friedland.de/kirchen/luebbersdorf
[16] Zu den Wappen auf der Patronatsloge vgl. www.st.marien-friedland.de/kirchen/luebbersdorf, allerdings ohne Zuordnung zu betreffenden Personen und mit falsch geschriebenem Namen v. Schubeart, vgl. hierzu Oertzen-Blätter 2/1971, S. 13.